S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 25.04.2024 um 10.30 UTC Insgesamt warm; dabei zunächst im Westen und Norden, zu Wochenmitte dann generell von Südwesten her leicht unbeständig, einzelne kräftige Gewitter möglich. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.05.2024 Vom Spätwinter direkt in den Frühsommer - die Umstellung beginnt ja bereits am Samstag und erreicht ihren Höhepunkt Anfang/Mitte kommender Woche, der Übergang dorthin gestaltet sich allerdings zu Beginn des Mittelfristzeitraumes etwas "holprig". Am Sonntag erstreckt sich ein weit nach Süden amplifizierender und nur wenig progressiver Langwellentrog vom Seegebiet südwestlich von Island über die Britischen Inseln und dem Westen der Iberischen Halbinsel bis zu den Kanaren. Diesem steht ein Höhenrücken gegenüber, der sich vom zentralen Mittelmeerraum bis Montagfrüh nach Osteuropa ausweitet. Daraus resultiert über dem Vorhersagegebiet eine südsüdwestliche Höhenströmung, mit der warme Luftmassen aus Südwesteuropa zunächst vor allem in den Süden und Osten Deutschlands gelangen, an den Alpen bleibt es noch föhnig. Allerdings ist die Höhenströmung über West- und Mitteleuropa zunächst noch leicht zyklonal konturiert mit einem Kurzwellentrog, der sich vom Ärmelkanal über die Nordsee nordwärts bis zur Norwegischen See bzw. Südnorwegen verlagert, wo er Montagfrüh aufschlägt. Ein damit interagierendes Tiefdruckgebiet zieht von der südwestlichen Nordsee bis Montagfrüh in etwa zu den Färöer, dessen Kaltfront überquert bis zur Nacht zum Montag die Nordwesthälfte Deutschlands und wird nachts über der Mitte und dem Südwesten des Landes vorübergehend quasistationär. Präfrontal strömt nicht nur eine warme (T850 hPa zwischen 10 und 13 Grad), sondern auch eine potenziell instabile Luftmasse ins Vorhersagegebiet, innerhalb derer vor allem ab der Mitte ost- bzw. südostwärts auch einzelne kräftige Gewitter nicht ausgeschlossen sind. Postfrontal gelangt kühlere Meeresluft mit 0 bis 5 Grad in 850 hPa in die Nordwesthälfte. Am Montag verstärkt sich der Höhenrücken über Osteuropa und weitet sich etwas nach Nordwesten aus. Er wirkt blockierend, so dass der Höhentrog über Westeuropa nicht weiter nach Osten vorankommt, sondern einerseits über dem Süden der Iberischen Halbinsel abtropft und andererseits durch einen nach Süden laufenden Randtrog über dem Ostatlantik nordwestlich bzw. westlich der Britischen Inseln wieder regeneriert wird. Somit dreht die Höhenströmung über Mitteleuropa auf Süd und ist zunehmend antizyklonal konturiert. Im Bodenfeld wird die vom Südwesten in den Osten des Landes reichende Kaltfront im Tagesverlauf als Warmfront eines südwesteuropäischen Tiefdruckkomplexes nach Nordwesten zurückgeführt. Derweil weitet sich das Hochdruckgebiet über Ost- und Nordosteuropa Richtung Mittel- und Südskandinavien aus, so dass die bodennahe Strömung auf Südost bis Ost dreht. Im Bereich des Frontenzuges gibt es gebietsweise etwas Regen bzw. einzelne, teils gewittrige Schauer, während im Südosten vielfach die Sonne scheint. Dort befindet sich zwar die potenziell instabilste Luftmasse, die allerdings für konvektive Umlagerungen wohl zu stark gedeckelt ist. Die 850 hPa-Temperatur steigt in der Nordwesthälfte allmählich auf 4 bis 8 Grad, im Südosten auf 10 bis 14 Grad, so dass es dort sommerlich warm bleibt. Am Dienstag tropft der Höhentrog westlich der Britischen Inseln erneut ab und zieht in der Nacht zum Mittwoch als kräftiges und umfangreiches Höhentief ins Seegebiet nordwestlich der Biskaya, wobei der zugehörige Trog Richtung Iberische Halbinsel amplifiziert. Der Höhenrücken über Osteuropa weitet sich derweil über Südskandinavien nordwestwärts zur Norwegischen See aus, wodurch die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet bis Mittwochfrüh mehr und mehr auf Südost kippt, aber antizyklonal konturiert bleibt. Daraus ergibt sich im Bodenfeld eine klassische "High-over-Low"-Konstellation. Das mit dem Cut-Off korrespondierende Bodentief verstärkt sich südwestlich von Irland und weitet sich über Frankreich als Rinne bis nach Südwestdeutschland aus. Gleichzeitig steigt der Luftdruck nicht nur über Skandinavien, sondern auch über dem Nordmeer weiter, so dass sich für das Vorhersagegebiet eine südöstliche bis östliche Strömung ergibt, mit der trockene und warme bis sehr warme Festlandsluft nun auch in den Norden und Westen des Landes advehiert wird. Lediglich ganz im Westen/Nordwesten, später eventuell auch im Bereich der Rinne im Südwesten kann es noch einzelne, dann aber durchaus kräftige Gewitter geben, ansonsten bleibt es aber trocken und vielerorts scheint die Sonne bei sommerlich warmen Temperaturen. Am Mittwoch und Donnerstag etabliert sich eine Zone hohen Geopotenzials, die von Osteuropa über das nördliche Mitteleuropa bzw. Südskandinavien bis zum Seegebiet südwestlich von Island reicht. Gleichzeitig stößt in mehreren Schüben Kaltluft nach Nordskandinavien und Nordwestrussland vor, so dass sich der Schwerpunkt hohen Luftdruckes im Bodenfeld über Skandinavien hinweg allmählich Richtung Nordmeer und Seegebiet westlich von Island verlagert. Das Höhentief zieht allmählich über die Iberische Halbinsel in den westlichen Mittelmeerraum und weitet sich als mit mehreren Drehzentren ausgestatteter Trogkomplex bis Donnerstag auch auf Südfrankreich aus, so dass die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet auf Südost bis Ost dreht. Mit dem sich ausweitenden Höhentief fällt nicht nur über Frankreich, sondern auch über dem Vorhersagegebiet der Bodendruck und es etabliert sich dort bis Donnerstag ein mehrkerniger Tiefdruckkomplex. An dessen Nordostflanke gelangt am Mittwoch von Südosten her noch trockene und warme bis sehr warme Festlandsluft in weite Teile des Vorhersagegebietes, lediglich in der Südwest- und Westhälfte kann es im Einflussbereich feuchterer instabiler Luftmassen eventuell vereinzelte, dann durchaus kräftige Gewitter geben. Am Donnerstag weitet sich der Tiefdruckkomplex mit der feuchtwarmen und instabilen Luftmasse allmählich ost- und auch etwas nordwärts aus, so dass es wohl - außer im Norden und vielleicht noch im äußersten Osten - verbreitet Schauer und teils kräftige Gewitter geben könnte. Die 850 hPa geht dann auf etwa 10 Grad zurück und vor allem in den Westen und Süden gelangen dann auch bodennah nicht mehr ganz so warme Luftmassen. In der erweiterten Mittelfrist verlagert sich der Tiefdruckkomplex am Freitag und Samstag im Bodenfeld allmählich über das Vorhersagegebiet hinweg ost- und später nordostwärts. In der Höhe wird vor einem weiteren, Richtung Nordmeer gerichteten Trogvorstoß ein Höhenrücken von Nordwesten her allmählich nach Mitteleuropa geführt, so dass der Druck auch im Bodenfeld von Nordwesten her wieder steigt. Daraus resultiert bis zum übernächsten Wochenende eine allmählich von Ost auf Nord- bis Nordwest drehende Strömung, mit der dann sukzessive wieder kühlere Luftmassen ins Vorhersagegebiet geführt werden. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Ich kann mich den Worten meines Vorgängers von gestern nur anschließen - die Konsistenz der IFS-Läufe ist momentan absolut beeindruckend. Die Kaltfront kommt im aktuellen IFS-Lauf am Sonntag bzw. in der Nacht zum Montag nun wieder etwas weiter nach Südosten voran und es dauert etwas länger, bis sie als Warmfront wieder aus dem Vorhersagegebiet herausgedrückt wird. Ansonsten ergeben sich erst wieder zu Wochenmitte bzw. am Donnerstag wieder kleinere Differenzen, die auch in erster Linie lediglich die Geometrie des Bodendruckfeldes betreffen und auf die grobe Entwicklung keinen nennenswerten Einfluss haben. Auch die gestrigen Läufe haben den zunehmenden zyklonalen Einfluss samt beginnendem Temperaturrückgang ab Donnerstag auf der Agenda. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Auch unter den Globalmodellen herrscht - mal abgesehen von der genauen Position und Ausrichtung schleifenden Front am Sonntag und Montag - zunächst große Einigkeit. Erst zu Wochenmitte, mit dem zunehmenden Tiefdruckeinfluss von Südwesten her, ergeben sich erste kleinere Differenzen. Während nach Lesart des ICON und des GEM auch am Donnerstag noch in weiten Teilen des Landes (außer im Südwesten und Süden) antizyklonaler Einfluss dominant bleibt, hat UK10 die Umstellung etwas progressiver auf der Agenda. GFS ähnelt dagegen zunächst dem IFS, in der erweiterten Mittelfrist verstärkt sich dann aber nach dessen Lesart erneut der Hochdruckeinfluss über Skandinavien, während Mitteleuropa im Einflussbereich einer Tiefdruckrinne und milder bis warmer Luftmassen verbleibt. In eine ähnliche Richtung tendiert auch das GEM. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Die Einigkeit der Globalmodelle spiegelt sich auch im Clusterszenario des IFS wieder. Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich alle ENS-Member auch entsprechend nur auf einen Cluster, der mit den markanten Blöcken über Ost-/Südosteuropa und über dem Nordmeer und dem Langwellentrog über West- bzw. Südwesteuropa dem Großwetterlagenregime "NAO negativ" zugeordnet wurde. Für den Zeitraum 120 bis 168 Stunden ergeben sich dann zwei Cluster (30 bzw. 21 Member, Haupt- und Kontrolllauf in CL1), die beide dem Regime "Blocking" zugeordnet wurden. Beide unterscheiden sich für Mitteleuropa nicht signifikant voneinander. Mitte kommender Woche vollzieht sich der Abtropfprozess des Troges über Südwesteuropa in CL2 etwas rascher und weiter südlich als in CL1, was zur Folge hat, dass der antizyklonale Einfluss vor allem über dem Norden und Osten des Vorhersagegebietes - ähnlich wie in den deterministischen Läufen des GEM und ICON - noch etwas länger erhalten bleiben würde. In der erweiterten Mittelfrist (196 bis 240 Stunden) verteilen sich die ENS-Member dann auf zwei Cluster (26 bzw. 25 Member, Hauptlauf in CL2). Nun werden die Differenzen etwas größer, denn CL1 bleibt beim Blocking mit einem kräftigen Höhenrücken über Nordwest- und Westeuropa, an deren Südostflanke sich nach Abzug des Tiefs über Mitteleuropa sich von Nordwesten wieder Hochdruckeinfluss mit allerdings kühleren Luftmassen durchsetzen würde. CL2 hat dagegen zum Ende des Zeitraumes, am übernächsten Wochenende, einen Höhentrog über Nordwesteuropa auf der Agenda. Auch nach dessen Lesart findet eine Abkühlung über Mitteleuropa statt, allerdings dominiert dann in weiterer Folge eher wieder der zyklonale Einfluss. Sowohl der Hauptlauf des IFS als auch der des GFS lassen sich dabei nicht so einfach einer der beiden Varianten zuordnen. In allen Rauchfahnen verläuft die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der Einzelmember mindestens bis Mitte kommender Woche in einem sehr engen Spread mit dem Höhepunkt der "Wärmewelle" am kommenden Mittwoch. Danach geht es bei nur zögernd breiter werdendem Spread mit den Temperaturen wieder "bergab" mit ein paar Ausreißern nach unten, während sich der Median auch zum übernächsten Wochenende hin meist zwischen 4 und 9 Grad bewegt. Der Hauptlauf befindet sich dann für weite Teile des Landes eher im unteren Bereich der Kurvenschar. Niederschlagssignale stehen für die Gitterpunkte in der Westhälfte fast durchgehend auf der Agenda (wenn zunächst auch nur schwach), zu Wochenmitte nehmen diese dann für alle Gitterpunkte deutlich zu. FAZIT: Der (nicht nur) grobe Fahrplan steht: Es wird bis Mitte kommender Woche sommerlich warm, bleibt aber vor allem im Westen nicht ganz störungsfrei. Danach geht es durchaus unbeständiger weiter, auf welchem Temperaturniveau, ist aber noch unklar. Es deuten sich aber bis in die erweiterte Mittelfrist weder überbordende Wärme noch ein erneuter Kaltlufteinbruch an. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Allzu viel an signifikanten Wettererscheinungen steht im Mittelfristzeitraum nicht auf der Agenda. Erwähnenswert diesbezüglich ist am Sonntag zunächst noch der Föhn an den Alpen, in Gipfellagen kann es einzelne Sturmböen geben, allerdings befindet sich der Föhn dann bereits wohl schon auf dem ansteigenden Ast. Ansonsten gelangen am Sonntag präfrontal die mittleren, östlichen und nordöstlichen Landesteile in den Einflussbereich potenziell instabiler Luftmassen. In diesen Regionen springt auch der Cape/Shear Parameter des EFI etwas an, so dass einzelne markante Gewitter möglich sind, die Wahrscheinlichkeit für Unwetter ist aber als sehr gering zu beziffern. Am Dienstag und Mittwoch nimmt dann die Wahrscheinlichkeit für kräftige Gewitter zu, vor allem für den Dienstag und die Westhälfte hat EFI Cape/Shear recht deutliche Signale dafür auf der Agenda, am ehesten über der Westhälfte. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-EPS, Mos-Mix ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff